Leerstand neu gedacht: Kita-Umbauten im Bestand als Zukunftsmodell für Stadt und Bildung
Kitas im Bestand: Wie Hamburgs größter Träger Kirchen, Supermärkte und Krankenhäuser in lebendige Bildungsorte verwandelt – ressourcenschonend, pragmatisch und mitten im Quartier.

Bankfilialen, Kirchen, Krankenhäuser – viele dieser Räume haben ihre ursprüngliche Funktion verloren. Was bleibt, sind Gebäude mit Charakter, Geschichte und Raumvolumen. In Städten wie Hamburg wird das zur Chance: Während der Wohnungs- und Bildungsbau unter Flächenknappheit leidet, lässt sich mit dem Bestand arbeiten. Vorausgesetzt, man denkt ihn neu.

Wenn Leerstand zu Lebensraum wird
Statt auf die langwierige Suche nach Neubaugrundstücken zu setzen, verfolgt KMK kinderzimmer einen anderen Ansatz: Der größte freie Kitaträger Hamburgs verwandelt Bestandsgebäude in frühkindliche Bildungsorte. Das Ziel ist klar – dringend benötigte Kitaplätze genau dort schaffen, wo der Bedarf am größten ist. Die Methode: kreative, architektonisch anspruchsvolle Umnutzung.
„Wir schaffen frühkindliche Bildungsräume genau dort, wo sie gebraucht werden. Unsere besondere Rolle spielt dabei, das Potenzial bestehender Gebäude neu zu entdecken und sie mit neuem Leben zu füllen“, sagt Benny Seidel, verantwortlich für Immobilienentwicklung und Expansion. Das bedeutet auch: flexible Planung, enge Abstimmung mit Denkmalschutzbehörden und eine klare Haltung zur nachhaltigen Stadtentwicklung.
Bildung mitten im Quartier
Die Bandbreite der umgewandelten Orte ist groß. Ein leerstehender Aldi-Markt im Hamburger Stadtteil Osdorf wird zur Kita mit eigenem Kaufmannsladen im Rollenspielraum. Wo früher Einkaufswagen rollten, toben heute Kinder auf einem neu angelegten Außengelände. Die einst versiegelte Parkplatzfläche wurde in ein Spielareal mit Aufenthaltsqualität überführt – ein komplexes Unterfangen, das architektonisch wie baulich präzise durchdacht sein will.
Auch auf dem Gelände einer ehemaligen Spielhalle in Wandsbek wird heute gespielt – mit System. 74 neue Kita-Plätze sind hier entstanden. Das Projekt steht exemplarisch für städtebauliche Umnutzung mit Mehrwert: Flächen, die vormals isoliert genutzt wurden, werden nun zu Begegnungsorten im Quartier.
Alte Mauern, neue Beziehungen
Besonders eindrucksvoll ist der Umbau des ehemaligen Aufnahmehauses des Barmbeker Krankenhauses. In dem denkmalgeschützten Backsteinbau ist eine Kita mit 55 Plätzen eingezogen – samt Wintergarten, großzügigem Außengelände und räumlicher Nähe zu einem Seniorenheim. Das eröffnet Potenziale für generationenübergreifendes Lernen und Miteinander. Ein sensibles Zusammenspiel von Bestandsschutz, sozialer Funktion und pädagogischem Anspruch wird hier baulich erfahrbar gemacht.
Noch ambitionierter fällt die Umwandlung der Dreifaltigkeitskirche in Hamburg-Harburg aus. Ab Winter 2024/25 entsteht hier eine Kita mit 170 Plätzen – ergänzt durch eine öffentlich zugängliche Kinderbibliothek, die sogenannte kiziThek. Das Besondere: Sie richtet sich gezielt an Familien mit eingeschränktem Zugang zu Literatur, schafft niedrigschwellige Angebote und erweitert die Rolle der Kita weit über Betreuung hinaus.

Ressourcenschonung trifft Chancengerechtigkeit
Die Projekte von KMK kinderzimmer folgen nicht allein einem pädagogischen oder städtebaulichen Auftrag. Sie leisten auch einen Beitrag zur Klimabilanz. Durch die Umnutzung bestehender Bausubstanz bleibt sogenannte graue Energie erhalten – also jene Energie, die einst für Errichtung und Materialeinsatz aufgewendet wurde. Gleichzeitig werden CO₂-Emissionen vermieden, die bei Abriss und Neubau anfallen würden.
Dabei geht es auch um Gerechtigkeit. Familien erhalten schneller einen Zugang zu frühkindlicher Bildung. Lange Wartezeiten, wie sie beim klassischen Neubau häufig entstehen, können verkürzt werden. Das beschleunigt die Integration neuer Bildungsangebote in die Quartiersentwicklung – und trägt dazu bei, soziale Infrastruktur vorausschauend zu denken.
Perspektivwechsel im Bildungsbau
Was KMK kinderzimmer in Hamburg plant und realisiert, ist mehr als eine kreative Umnutzung: Es ist eine Vision für Bildungsarchitektur im städtischen Kontext. Die Projekte zeigen, wie ressourcenschonendes Bauen, pädagogische Qualität und quartiersbezogene Aufwertung ineinandergreifen können – ohne auf Neubauflächen zu warten. Es geht um neue Wege im Umgang mit Bestandsbauten, um städtebauliche Verantwortung und um das Ernstnehmen von Bildungsräumen als Teil der kommunalen Infrastruktur.

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