Offene Schule Waldau in Kassel – ein Schulbauprojekt mit Modellcharakter
Die Offene Schule Waldau in Kassel setzt neue Maßstäbe im Schulbau: ein Holz-Hybridgebäude mit öffentlichem Forum, aktivierten Dachflächen, offenen Lernclustern und nachhaltiger Bauweise. Ein Modellprojekt für die Zukunft von Bildung und Stadtentwicklung.

Im Süden Kassels entsteht bis 2027 ein Schulbau, der weit mehr sein will als ein Bildungsort: Die Offene Schule Waldau (OSW) wird zum Begegnungsraum, Stadteingang, Lernlabor und Quartiersanker. Hinter dem Vorhaben steht die Stadt Kassel Immobilien GmbH & Co. KG, vertreten durch die GWG Projektentwicklung. Entworfen wurde der Schulcampus vom dänisch-deutschen Büro C.F. Møller Architects, das mit einem partizipativen Planungsprozess neue Maßstäbe setzt. Die OSW nimmt damit eine Vorreiterrolle im Schulbau ein – konzeptionell, funktional und architektonisch.

Schule als Stadtbaustein – offen, flexibel, vernetzt
Die OSW begreift sich als mehrschichtige Institution: Lernort, Versuchsschule des Landes Hessen, sozialer Treffpunkt und Stadtraum in einem. In einem intensiven Phase-Null-Prozess erarbeiteten Schulakteure und Architekten gemeinsam eine räumliche Vision, die diese Funktionen zusammenführt. Herausgekommen ist ein Entwurf, der Schule neu denkt: als dreidimensionales Dorf, in dem Lerncluster, Fachräume und öffentliche Einrichtungen ineinandergreifen.
Im Erdgeschoss liegt das Forum – eine gedeckte Magistrale, die als innere Straße das Gebäude horizontal durchzieht. Hier reihen sich Bibliothek, Jugendzentrum, Musikwerkstatt und ein Café aneinander. Diese Einrichtungen stehen Schülern und Schülerinnen ebenso wie dem Quartier offen. So gelingt eine programmatische Öffnung in den Stadtteil Waldau, verbunden mit durchlässigen Wegen, sichtbaren Aktivitäten und aktivierten Dachflächen.
Architektur der Verbindung – horizontal wie vertikal
Die offene Struktur findet sich nicht nur im Programm, sie wird auch konstruktiv umgesetzt. Der Schulbau ist als Holz-Hybridgebäude mit wenigen tragenden Wänden konzipiert – zugunsten maximaler Anpassungsfähigkeit und langer Nutzungszyklen. Die Holzfassade mit tiefen Leibungen rahmt individuelle Arbeitsplätze und schafft Übergangszonen zwischen Innen- und Außenraum. Sichtbare Holzrippen an den Decken tragen nicht nur technisch, sie haben auch ein pädagogisches Potenzial: Sie bieten Flächen zum Befestigen von Leuchten oder Werkstücken und fördern so kreatives Arbeiten.
Vertikal verbindet eine zentrale Treppenlandschaft mit Tribüne die verschiedenen Ebenen. Hier schließen sich die Lerncluster der Jahrgänge an. Flexible Raumgefüge erlauben unterschiedliche Unterrichtsformen – von der Projektarbeit bis zum klassischen Frontalunterricht. Die oberen Jahrgänge verfügen über besonders offene Strukturen, die situatives Lernen und selbstgesteuerte Prozesse fördern.



Technik mit Haltung – Kreislaufdenken im Schulbau
Die OSW versteht sich als Demonstrator für zukunftsfähiges Bauen. Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft begleitet das Projekt im Rahmen ihrer Open-Source-Initiative. Die bauliche Umsetzung verantwortet Rubner Holzbau, unterstützt von Fachplanern wie Fast + Epp, Sweco, Döring Beratende Ingenieure sowie Transsolar und dem Ingenieurbüro Hausladen. Mit dabei auch EPEA, Wenzel + Wenzel, IBC Ingenieurbau Concept und a.g. Licht.
Für alle eingesetzten Materialien wurden Circularity Passports erstellt. Statt standardisierter Beleuchtungswerte sorgt eine differenzierte Lichtplanung für eine angenehme Lernatmosphäre. Die Akustik wird an realen Lernsettings ausgerichtet, anstelle überholter Normvorgaben. Lüftung und Klima sind hybrid organisiert – mit natürlicher Fensterlüftung und mechanischen Systemen in den Kernzonen.

Bildungscampus im Grünen – Räume für Bewegung und Begegnung
Die Außenanlagen setzen das Prinzip der Vielschichtigkeit fort. Sie sind öffentlich zugänglich und reichen von Schulgärten über Sportflächen bis zu Werkstattzonen im Freien. Auch die Dachflächen werden aktiviert: Terrassen, Gärten und Aufenthaltsbereiche schaffen Raum für Unterricht und Erholung unter freiem Himmel. Eine breite Außentreppe verbindet das Gebäude mit dem neu entstehenden Stadtplatz und erschließt die oberen Ebenen als nutzbare Landschaft.
Der renaturierte Wahlebach verläuft direkt neben dem Gelände. Früher kanalisiert, dient sein erweitertes Flussbett nun als integraler Bestandteil eines nachhaltigen Entwässerungskonzepts. Die angrenzenden Grünbereiche werden als Erlebnisräume in den Campus integriert und stärken den Bezug zur Natur.

Weichenstellung für den Schulbau der Zukunft
Mit der Offenen Schule Waldau entsteht ein Modellprojekt, das Architektur, Pädagogik und Stadtentwicklung intelligent verknüpft. Die bauliche Umsetzung spiegelt den Anspruch wider, Schulen als offene, flexible und ressourcenschonende Räume zu gestalten – eingebettet in den städtischen Kontext, funktional über das Bildungswesen hinaus, strukturell vorbereitet auf die Anforderungen von morgen.
Bautafel
- Bauherrin: Stadt Kassel Immobilien GmbH & Co. KG vertreten durch GWG Projektentwicklung GmbH in Zusammenarbeit mit der Montag Stiftung für Jugend und Gesellschaft
- Architektur: C.F. Møller Architects
- Umfang: 17.000 m²
- Addresse: Waldau, Kassel Germany
- Jahr: 2021-2027
- Landschaftsarchitektur: C.F. Møller Architects in Zusammenarbeit mit WELL concept GmbH
- Fachplaner: Fast + Epp, Sweco, Döring Beratende Ingenieure
- Bauunternehmer: Rubner Holzbau
- Projektbeteiligte: Wenzel + Wenzel, EPEA, Ingenieurbüro Hausladen, Transsolar, IBC Ingenieurbau Concept, a.g. Lichtl




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