Thomas-Mann-Gymnasium in München: Kompakt gebaut, offen gedacht

Das neue Thomas-Mann-Gymnasium in München von h4a Architekten verdichtet städtischen Raum und setzt gleichzeitig neue Maßstäbe im Schulbau – mit einem Dachsportplatz, offenen Lernforen und einer Fahrradgarage mitten im Quartier.

15. Mai 2025
Thomas-Mann-Gymnasium © Zooey Braun

Lernen in Schichten: Der Schulneubau des Thomas-Mann-Gymnasiums

Wenn Städte wachsen, wächst auch der Bedarf an Bildungseinrichtungen. In dicht bebauten Stadtquartieren wie München-Obersendling wird dabei der Schulbau zur städtebaulichen Herausforderung – und zur architektonischen Gestaltungsaufgabe. Denn Bildungsräume sollen heute weit mehr leisten, als nur Unterricht zu ermöglichen. Sie sollen öffnen, strukturieren, Rückhalt geben – und Antworten liefern auf ein verändertes Lernen im 21. Jahrhundert.

Ein solches Zukunftsmodell nimmt seit Herbst 2024 in München konkrete Form an: Das neue Thomas-Mann-Gymnasium, realisiert von h4a Gessert + Randecker Architekten, ist mehr als ein Schulhaus. Es ist ein verdichtetes Lernbiotop auf rund 1,4 Hektar, das Maß und Haltung zum städtischen Raum bezieht und zugleich neue Wege im Schulbau aufzeigt.

Schule als Stadtbaustein

Statt sich vom Quartier abzugrenzen, entwickelt der Entwurf das Schulareal entlang der Blockkanten weiter. Die Architekten greifen das industrielle Umfeld bewusst auf, fassen das Grundstück mit einer semitransparenten Umfassung, schirmen es akustisch ab und schaffen so nach innen einen geschützten Bildungsraum. Die innere Ordnung folgt dem Lernhausprinzip der Stadt München – und wird auf dem engen Grundstück in kompakten Raumfiguren gebündelt.

Eine klare Antwort auf die Herausforderungen verdichteter Metropolen: kompakt bauen, effizient verteilen, multifunktional denken. Aula, Fachklassen, Bibliothek, Mensa und Verwaltungsräume sind ebenso integriert wie ein überdachter Sporthof, eine Sporthalle mit Tribüne und ein Allwetterplatz auf dem Hallendach.

Architektur als pädagogisches Werkzeug

Der Schulbau setzt auf eine feingliedrige Differenzierung der Lernräume. In den Obergeschossen organisieren sich kleinere Einheiten rund um offene Foren, ergänzt durch Inklusions- und Ausweichräume. Die durchlässige Struktur schafft Zonen für selbstgesteuertes Lernen und alternative Unterrichtsformen.

Ein zentrales Atrium durchdringt alle fünf Geschosse, öffnet Sichtbezüge nach oben und sorgt für Tageslicht – ein architektonisches Element, das nicht nur Orientierung schafft, sondern Gemeinschaft fördert. Die Lernräume docken an dieses Herz der Schule an, sie verzahnen sich mit dem Forum und dem Hof, mit den Sport- und Kreativbereichen.

Strukturierter Außenraum für ein aktives Miteinander

Was auf den ersten Blick wie ein funktionales Schulareal erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als durchkomponiertes Raumnetzwerk. Sportflächen, Begegnungszonen, Sitzterrassen und eine skulpturale Treppenanlage bilden einen rhythmisierten Außenraum, der den Alltag strukturiert – und zugleich als Bewegungsraum funktioniert.

Die Sporthalle selbst ist über einen Tiefhof mit den Kunst- und Kreativräumen verbunden, das Dach fungiert als Pausenfläche mit Allwetterplatz. In den Pausen wird dieser „Käfig“, wie ihn die Schülerinnen und Schüler nennen, zur Bühne spontaner Bewegungsfreude.

Technik trifft Haltung

Im Inneren geht die räumliche Gestaltung mit einer gezielten technischen Ausstattung einher. Interaktive Whiteboards in allen Klassen, zwei Computerräume pro Ebene, naturwissenschaftliche Fachräume auf dem neuesten Stand: Die Planung übersetzt pädagogische Zielsetzungen in räumliche Wirklichkeit.

Besonderes Augenmerk liegt auf der nachhaltigen Mobilität. Über eine landschaftskünstlerisch gestaltete Rampe erreichen die Schüler eine Fahrradgarage für bis zu 450 Fahrräder – ein klares Bekenntnis zur klimagerechten Stadt.

Ein Haus für bis zu 1600 junge Menschen

Das neue Thomas-Mann-Gymnasium wird zum Ort für Bildung, Begegnung und Bewegung. Die verschiedenen pädagogischen Profile – von Bläserklasse über Theater bis MINT – spiegeln sich in der Vielfalt der Räume.

Architektur, Raum und Pädagogik greifen ineinander. Das Schulhaus tritt nicht als Solitär auf, sondern als gesellschaftliches Angebot. Als ein Ort, der Raum schafft für das, was Schule heute leisten muss – und leisten will.

Bautafel

  • Bauherrin: Landeshauptstadt München, Referat für Bildung und Sport
  • Architekt: h4a Gessert + Randecker Architekten
  • Objektüberwachung: Köhler Architekten + beratende Ingenieure GmbH, München
  • Standort: Gmunder Straße 45, 81379 München
  • VgV-Verfahren: 2016, 1.Rang
  • Planung/Bauzeit: 2016-2024
  • Fertigstellung: 09/2024
  • BGF: 26.250 m2
  • BRI: 116.311 m3
  • Projektsteuerung: HWP Planungsgesellschaft, Stuttgart
  • Landschaftsplanung: realgrün Landschaftsarchitekten, München
  • Tragwerksplanung: bwp Burggraf + Weber Beratende Ingenieure, München
  • Brandschutz: Christian Steinlehner, München
  • HLS: Ingenieurbüro Konrad Huber, München
  • Elektro: Schuster Buchner Schmid, Hohenlinden
  • Bauphysik: Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim
  • Küchenplanung: F&B Promotion, Gilching
  • Kunst: Atelier Georgia Creimer, Wien
  • Fotografie: Zooey Braun, Stuttgart / Günter Richard Wett, Innsbruck / Olaf Becker, München

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