Architektur in der Klimakrise: Das Deutsche Architekturmuseum DAM widmet sich der Energiefrage
Wie verändert der Klimawandel das Bauen? Die Ausstellung „Architecture and Energy“ im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt bringt konkrete Projekte, Materialforschung und gesellschaftliche Fragen zusammen.

Wenn das Thermometer Jahr für Jahr neue Höchststände erreicht, geraten auch Gebäude in den Fokus klimapolitischer Debatten. Schließlich sind sie für rund 40 % der globalen Emissionen verantwortlich. Die Ausstellung „Architecture and Energy. Bauen in Zeiten des Klimawandels“ im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main greift diesen Zusammenhang auf – und richtet den Blick auf Lösungen. Vom 14. Juni bis zum 5. Oktober 2025 wird dort ein breites Panorama architektonischer Strategien präsentiert, das die klimatische Verantwortung des Bauens greifbar machen will.

Werner Sobek als Impulsgeber
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Deutschen Architekturmuseum und dem Stuttgarter Bauingenieur und Architekten Werner Sobek. Seit Jahrzehnten steht sein Name für emissionsbewusstes Bauen, materialeffiziente Konstruktionen und ein Denken in Systemkreisläufen. Seine wissenschaftlichen und praktischen Beiträge bilden den konzeptionellen Rahmen der Schau. Gemeinsam mit Annette Becker und Peter Cachola Schmal hat Sobek auch die begleitende Publikation zur Ausstellung herausgegeben.
Vom CO₂-Ausstoß zur konstruktiven Antwort
Die Schau legt den Fokus nicht allein auf technische Effizienz. Vielmehr geht es um das Denken in Zusammenhängen: Wie beeinflussen Materialwahl, Energieverbrauch und Ressourcennutzung die Klimabilanz über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg? Die kuratorische Linie verknüpft architektonische Praxis mit wissenschaftlichen Analysen – und stellt die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung des Planens und Bauens neu. Besonders betont wird dabei die Überschneidung architektonischer, stadtplanerischer und energetischer Perspektiven.
Projekte aus Europa: Baukultur unter neuen Vorzeichen
Gezeigt werden realisierte Projekte aus verschiedenen Regionen Europas – vom sozialen Wohnungsbau in Barcelona bis zur Plusenergie-Kita in Marburg. Auch Bildungsbauten spielen eine Rolle, etwa die Ganztagsschule im französischen Bretenoux oder die Schulerweiterung im dänischen Rønde. Dabei reicht das Spektrum von Neubauten über Transformationen bis hin zu städtebaulichen Konzepten. Die ausgewählten Beispiele zeigen, wie sich Architektur auf veränderte klimatische, soziale und wirtschaftliche Bedingungen einstellt – ohne dabei auf ästhetische Qualität zu verzichten.



Material erfahrbar machen
Ein zentrales Anliegen der Ausstellung ist es, den Einfluss von Baumaterialien auf die CO₂-Bilanz sichtbar und begreifbar zu machen. So zeigt etwa das Büro Henning Larsen im Rahmen der Satellitenausstellung „Do you speak Carbon?“ die Rolle von Baustoffen für den Klimawandel. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) präsentiert neu entwickelte Materialien, die nach emissionsbezogenen Kriterien bewertet wurden. Bauteilmodelle im Großformat veranschaulichen zudem konstruktive Lösungen, die über technische Systeme hinausdenken.
Wissenschaftlicher Diskurs trifft studentische Perspektive
Neben renommierten Expertinnen und Experten aus Architektur, Stadtplanung, Ingenieurwesen und Klimapolitik tragen auch Studierende verschiedener Hochschulen zur Ausstellung bei. Die Beiträge der Universität der Künste Berlin, TU Dresden, Universität Kassel und ETH Zürich machen deutlich, welche Rolle die Ausbildung für das Verständnis nachhaltiger Architektur spielt – und wie Nachwuchs heute zu gestalten beginnt, was morgen gebaut wird.

Zwischen Theorie und Praxis: Vermittlung als Schlüssel, um Architektur neu zu denken
Die Ausstellung belässt es nicht bei reiner Präsentation. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Diskussionen, Exkursionen und Workshops macht die Inhalte lebendig und anschlussfähig. Die Besucherinnen und Besucher werden eingeladen, eigene Positionen zu entwickeln – über Fachgrenzen hinweg.
„Architecture and Energy“ ist mehr als eine Ausstellung über Gebäudetechnik. Sie formuliert den Anspruch, Bauen als kulturellen Akt inmitten der Klimakrise zu begreifen. Dabei geht es um eine Architektur, die über Standards hinausgeht und die Zukunft nicht bloß verwaltet, sondern aktiv gestaltet. Der Beitrag, den das Planen leisten kann, beginnt nicht erst bei der Materialwahl – sondern bei der Haltung.

Details
- Ausstellung: „Architecture and Energy. Bauen in Zeiten des Klimawandels“
- Datum: 14. Juni – 5. Oktober
- Ort: Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main
- Museumsleitung: Peter Cachola Schmal, Andrea Jürges
- Kuratoren: Werner Sobek, Annette Becker
- Ausstellungskonzeption: Annette Becker, Kjell ReiterWissenschaftliche Mitarbeit: Rebekka Dietz
- Mehr Infos: dam-online.de
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