Arbeitsorte mit Anziehungskraft: Wie Bauen im Bestand zukunftsfähige Workspaces entstehen lässt

Bestandsgebäude mit Zukunft: Wie ein konsequent umgebautes Bürogebäude in Düsseldorf zur Blaupause für moderne Arbeitswelten wird – mit Licht, Struktur und neuer Raumlogik.

21. Mai 2025
New Work CSMM © Annika Feuss

New Work im Bestand neu gedacht – durch flexible Raumstrukturen, partizipative Planung und eine Architektur, die Begegnung und Konzentration vereint

In den vergangenen Jahren hat sich die Rolle des Büros grundlegend verändert. War es früher ein fester Ort des täglichen Pendelns, wird es heute zunehmend zu einem Ort des Austauschs, der Inspiration – und des freiwilligen Kommens. Die Pandemie hat Prozesse angestoßen, die eine neue Raumlogik erfordern. Wer Mitarbeitende dauerhaft für gemeinsame Präsenz begeistern will, braucht mehr als ergonomische Schreibtische und gute Kaffeemaschinen. Es braucht ein New Work-Konzept, das Gemeinschaft stiftet, Orientierung gibt und sinnstiftende Begegnung fördert.

Umbau statt Umzug: Die Entscheidung für das Weiterbauen

Vor dieser Herausforderung stand auch das Finanzierungsunternehmen DLL. Die Option eines Standortwechsels wurde intensiv geprüft – am Ende fiel die Wahl auf den Erhalt und die Transformation des bestehenden Gebäudes in Düsseldorf. Die Entscheidung zum Bauen im Bestand war auch ein Bekenntnis zur Substanz: Statt Abriss oder Flächenverlagerung wurde ein Umbau beschlossen, der das Haus grundlegend neu interpretiert.

Gemeinsam mit dem Architekturbüro CSMM entstand auf rund 3.800 m2 eine Arbeitswelt, die das Nebeneinander von Rückzug und Kommunikation neu denkt. Die Planung begann mit einem ungewöhnlich partizipativen Prozess: In interdisziplinären Workshops entwickelten rund 30 Mitarbeitende aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen die Grundlagen für das Raumprogramm. Diese kollaborative Herangehensweise bildet das Fundament eines Entwurfs, der Nutzererfahrung als Add-on und nicht bloß als Ausgangspunkt versteht.

Transformation: Rhythmus, Struktur, Identität

Die räumliche Transformation wurde bewusst in Etappen realisiert. Während die eine Etage noch genutzt wurde, wurde die andere entkernt und neu strukturiert – ein Konzept, das hohe Koordination erforderte. Der alte Grundriss wich offenen, multifunktionalen Zonen. Bestehende Glaselemente wurden integriert, um Transparenz und Tageslicht ins Zentrum zu rücken. Neue Materialien und geometrisch weich gezeichnete Formwelten kontrastieren bewusst mit der strengen Gebäudestruktur.

Für Orientierung sorgt ein klares Wayfinding-Konzept mit Bodenmarkierungen und einer Signaletik, die sich an Düsseldorfer Stadträumen orientiert. So werden Meetingräume nicht anonym durchnummeriert, sondern benannt – eine einfache Maßnahme mit großer Wirkung auf die atmosphärische Lesbarkeit des Ortes.

Hybrides Arbeiten braucht klare Zonen

Um das hybride Arbeiten im Alltag sinnvoll zu strukturieren, wurden sogenannte Home-Zones für Teams eingeführt. Ergänzt wird dies durch fixe Ankertage und großzügige Aufenthaltsbereiche. Der „Carlsplatz“ – eine offene Begegnungsfläche im Zentrum – bildet dabei das kommunikative Herzstück. Präsentationen, Mittagessen oder spontane Events: Die Zone ist nicht programmiert, sie ist offen gedacht. Eine große Medienwand unterstützt digitale Formate ebenso wie hybride Meetings mit internationalen Partnern.

Licht und Akustik wurden von Beginn an als gestaltende Elemente verstanden. Das sichtbare Lichtschienensystem mit Strahlern tritt als Designelement bewusst hervor. In Kombination mit einem präzise abgestimmten Akustikkonzept wird so eine Umgebung geschaffen, die konzentriertes Arbeiten ebenso erlaubt wie spontane Interaktion.

Bauen im Bestand: Chance zur Identitätsbildung

Was in Düsseldorf gelingt, ist kein Einzelfall – es steht exemplarisch für eine Haltung im Umgang mit dem Bestand. Der Umbau und das Bauen im Bestand wird weniger als Kompromiss gesehen, vielmehr als Chance zur Weiterentwicklung. Statt Räume, die in die Jahre gekommen sind, zu ersetzen, werden sie in eine neue Erzählung überführt. Es geht weit über eine Revitalisierung im technischen Sinne hinaus – es handelt sich um eine kulturelle Transformation. Das Büro als Ort der Zugehörigkeit im Sinne des New Work: Wenn dies gelingt, entsteht ein Arbeitsumfeld, das Menschen zurückholt, ohne Zwang. Und das langfristig mehr ist als die Summe seiner Funktionen.

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