Bestand weiterdenken: Wie Atelier Gardens, Haus 1 zum Labor für zukunftsfähiges Bauen wurde

Haus 1 in Berlin-Tempelhof: Transformation statt Neubau Das Projekt von MVRDV und Hirschmüller Schindele Architekten zeigt, wie aus einem Bürohaus ein Ort für nachhaltige Arbeit und Bildung werden kann.

28. März 2025

Transformation statt Abriss: Ein Bürogebäude in Berlin lässt nachhaltige Bildungs- und Arbeitsräume entstehen

Atelier Gardens
Credit: MVRDV

Der Campus am ehemaligen Flughafen Tempelhof galt lange als städtebauliches Zwischenstück. Heute ist das Areal unter dem Namen „Atelier Gardens“ eine Adresse für gesellschaftlichen Wandel – und Haus 1 sein architektonisches Statement. Ursprünglich ein konventionales Bürogebäude aus den 1990er-Jahren, wurde es von MVRDV gemeinsam mit Hirschmüller Schindele Architekten in eine vielseitige Arbeitswelt transformiert. Ziel war es, die vorhandene Struktur zu erhalten und gleichzeitig einen Ort zu schaffen, der Austausch, Kreativität und Verantwortung fördert.

In unmittelbarer Nähe zur Berliner Union Film Ateliers, einst ein bedeutender Produktionsstandort der deutschen Filmgeschichte, wurde ein Ort kreiert, an dem NGOs, Start-ups und Aktivist*innen gemeinsam an Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen arbeiten. Haus 1 bildet den Eingangspunkt zu diesem neuen Quartier. Der markante gelbe Baukörper macht die Idee sichtbar: Bestand kann zum Träger für gesellschaftliche Visionen werden.

Architektur für Kollaboration und Gemeinsinn

Im Inneren schafft Haus 1 eine Atmosphäre, die von Offenheit und Flexibilität geprägt ist. Co-Working-Flächen, Rückzugsräume und eine Café-Lounge als sozialer Treffpunkt ermöglichen eine lebendige Nutzung. Das Mietmodell setzt bewusst auf Umverteilung: Während etablierte Unternehmen marktübliche Preise zahlen, profitieren kleinere Initiativen von subventionierten Konditionen. Diese Mischung erzeugt ein Arbeitsumfeld, das Begegnung und Synergien strukturell mitdenkt.

Die Gestaltung fördert die Funktionalität und trägt darüber hinaus zur Resilienz des Gebäudes bei: Räume lassen sich verändern, Nutzungen anpassen – ohne den baulichen Rahmen neu denken zu müssen.

Nachhaltigkeit als architektonischer Auftrag

Die bauliche Transformation folgt einer klaren Haltung: Ressourcen sparen, Bestehendes nutzen, Kreisläufe schließen. Die neue Dachlandschaft mit einem modularen Holzpavillon wurde begrünt und in das Wassermanagement des Geländes eingebunden. Regenwasser wird gesammelt, Hitze gepuffert. Energieeffiziente Beleuchtung und passive Kühlung ergänzen das Konzept. Selbst die Sanitäranlagen wurden auf Wasserrecycling ausgerichtet.

Auch in der Materialwahl spiegelt sich die Idee der Weiterverwendung. Statt radikalem Neubau entstand ein hybrides Modell, das das Potenzial des Bestands aktiviert – ökologisch wie ökonomisch.

Atelier Gardens als urbanes Entwicklungsmodell

Haus 1 ist Teil eines Masterplans, der den gesamten Campus sukzessive weiterdenkt. Im Fokus steht eine Mischnutzung, die Bildung, Arbeit, Kultur und Umweltfragen miteinander verbindet. Die Architektur versteht sich dabei nicht als Kulisse, sondern als Werkzeug für Veränderung. Inmitten von Tempelhof wird damit deutlich: Nachhaltige Stadtentwicklung beginnt oft im Kleinen – mit der Entscheidung, einen Bestand zu behalten.

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