In Crissier bei Lausanne verändert sich ein Stück Unternehmensgeschichte: Der Hauptsitz von McDonald’s Schweiz, untergebracht in einem über 40 Jahre alten Bürogebäude, wurde umfassend umgebaut. Ziel war eine zukunftsfähige Arbeitsumgebung, die die Werte des Unternehmens räumlich spiegelt und zugleich neue Formen der Zusammenarbeit ermöglicht. Zuständig für Planung und Umsetzung ist das Zürcher Architekturbüro Mint Architecture.

Transformation: Architektur als Werkzeug für Kulturwandel
Die Transformation folgt einem klaren Auftrag: Die bisherige Struktur aus Einzelbüros und fixen Arbeitsplätzen wurde in eine offene, zonierte Landschaft überführt, die auf wechselnde Arbeitsformen und hybride Nutzungskonzepte ausgerichtet ist. Grundlage ist ein intensiver partizipativer Prozess: In Workshops und Umfragen haben Mitarbeitende aus verschiedenen Unternehmensbereichen ihre Anforderungen eingebracht. Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bilden das Fundament für ein neues Arbeitsplatzkonzept, das Arbeitsrealität, Unternehmenskultur und Raumgestaltung zusammenführt.



Desk-Sharing und zoniertes Arbeiten
Auf rund 1.600 m2 entstehen moderne Open-Space-Büros nach dem Desk-Sharing-Prinzip. Das Flächenlayout sieht eine klare Gliederung in verschiedene Raumtypen vor: Community-Zonen, Meetingbereiche mit offenen und geschlossenen Räumen, offene Arbeitslandschaften für Teamarbeit und spezifisch nutzbare Räume für fokussiertes Arbeiten. Ein zentral gelegener Erschließungskern verbindet alle Bereiche miteinander. Er fungiert als Rückgrat des Gebäudes – gestalterisch wie funktional.
Begegnung, Rückzug und flexible Nutzung
Besonders das erste Obergeschoss macht das neue Konzept greifbar. Hier bündelt sich das Leben rund um die zentrale Kantine mit Kaffeetheke, Küche und einer Vielzahl an Sitzmöglichkeiten. Eine großzügige Terrasse und ein flexibel teilbarer Besprechungsraum mit Präsentationstechnik rahmen diesen Bereich. Mobile Trennwände und Vorhänge erlauben es, verschiedene Zonen zu einer Veranstaltungsfläche zusammenzuschalten. Gegenüber befinden sich offene Arbeitsplätze mit zusätzlichen Rückzugsräumen für konzentriertes Arbeiten.
Auch die oberen beiden Geschosse folgen diesem Prinzip: Großzügige Fensterflächen sorgen durch die neue, lichtregulierende Glasfassade für eine natürliche Belichtung. Besprechungsräume, Fokusräume und kleine Teeküchen gliedern sich in die offenen Arbeitsbereiche ein und ermöglichen vielseitige Nutzungsszenarien – vom spontanen Austausch bis zum diskreten Vieraugengespräch.



Innenarchitektur mit Markenbezug
Im Zentrum des Gestaltungskonzepts steht der markant inszenierte Gebäudekern: gelochtes Wellblech, schwarz gerahmte Glastüren, Einbauten aus geölter Eiche und textile Akustikpaneele schaffen einen starken Kontrast zur bewusst zurückhaltenden Gestaltung der restlichen Flächen. Helle Materialien, weiße Fassadenelemente und grüne Akzente aus der Bepflanzung erzeugen eine ruhige Atmosphäre und lassen Raum für fokussiertes Arbeiten.
Auch Elemente aus dem Restaurantdesign von McDonald’s fließen in die Innenarchitektur ein – jedoch neu interpretiert. Ein gelber Beleuchtungskörper unter roter Decke, sogenannte Green Walls in den Open Spaces und großformatige Schwarzweiß-Fotografien auf Glasflächen verknüpfen Corporate Identity mit Alltagstauglichkeit. Diese gestalterischen Entscheidungen wurden aus zuvor entwickelten Design-Stories abgeleitet, die im Rahmen der Mitarbeiterbeteiligung entstanden.
Energieeffizienz als Baustein der Zukunftsfähigkeit
Neben der räumlichen Umstrukturierung umfasst das Projekt auch eine umfassende technische Sanierung: Die gesamte HLK-, Sanitär- und Elektroinstallation wurde modernisiert. Ergänzt wird dies durch ein neues Licht- und Buchungssystem, das eine ressourcenschonende Raumnutzung unterstützt. Ein weiterer Baustein: Der Ersatz der bisherigen Glasfassade durch eine smarte Verglasung. Diese reagiert automatisch auf die Lichtverhältnisse und senkt so den Energieverbrauch erheblich – ohne den visuellen Komfort einzuschränken.

New Work: Raum als strategisches Werkzeug
Der Umbau des Schweizer Hauptsitzes von McDonald’s steht exemplarisch für die aktuelle Entwicklung im Bereich von Unternehmensarchitektur und Bildungsbau: Raum wird nicht länger als rein funktionales Mittel begriffen, sondern als aktives Werkzeug zur Unterstützung von Unternehmenskultur, Kommunikation und nachhaltigem Denken. Die Umsetzung in Crissier macht deutlich, wie sich Markenidentität, Energieeffizienz und flexible Arbeitsformen zu einem stimmigen Gesamtbild fügen können – ganz ohne laute Gesten.
Bautafel
- Auftraggeber: McDonald’s Suisse Development Sarl, 1023 Crissier
- Auftrag: Neugestaltung, Umbau und Sanierung des Schweizer Hauptsitzes vo McDonald’s zu einer modernen Arbeitswelt
- Leistungen: Analyse und Machbarkeitsstudie, Workplace-Strategie, Workplace-Design, Innenarchitektur, Büroumbau, energetische Gebäudesanierung, Fassadenersatz, Ausführungsplanung, Baumanagement und Bauleitung
- Flächen: Bürofläche 1. – 3. Stockwerk: 1590 mª (Bruttogeschossfläche)
- Bauherrschaft: McDonald’s Suisse Development Sarl
- Architektur (Bauen im Bestand): Mint Architecture
- Workplace-Konzept und Innenarchitektur: Mint Architecture
- Bauleitung: Mint Architecture mit Christophe Lebet, Architecte HES
- Fassadenplaner: Mebatech AG
- Elektroingenieur: R+B engineering AG sowie JR Engineering GmbH
- HKL-Planung und Sanitärplanung: Weinmann Energies S.A.
- Brandschutzplaner: Ignis Salutem SA
- Fertigstellung: 2024
- Fotografie: © Mint Architecture | Oliver Rust
- Pläne & Zeichnungen: © Mint Architecture


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