Trees, Time, Architecture: Wenn Bäume zum Gegenüber des Bauens werden

Wie lässt sich mit Bäumen bauen – statt gegen sie? Die Ausstellung Trees, Time, Architecture! eröffnet neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Architektur, Zeit und lebender Natur. Ein Plädoyer für wachsende Räume und prozessbasiertes Gestalten.

7. April 2025
Groupe Scolaire, Cornebarrieu, Frankreich © Duncan Lewis Space Architecture, 2014

Der Druck auf urbane Räume steigt. Verdichtung, Hitzewellen, der Verlust biologischer Vielfalt – all das verlangt nach einem Umdenken im architektonischen Entwurf. Lange Zeit galten Bäume dabei als Staffage, als dekorativer Hintergrund des Gebauten. Doch was wäre, wenn sie zum aktiven Teil architektonischer Prozesse statt bloß ergänzt oder bewahrt werden? Die Ausstellung „Trees, Time, Architecture!“ im Architekturmuseum der TUM rückt genau diese Fragestellung ins Zentrum.

Arbor Kitchen, Neue Kunst am Ried, Deutschland, 2022
© TUM, Foto: Kristina Pujkilovic

Bäume als architektonische Akteure

Anstatt Gebäude um bestehende Bäume herum zu planen oder sie nachträglich in grüne Konzepte einzubinden, fordert die Ausstellung einen Paradigmenwechsel: Architektur soll sich in lebendige Prozesse einfügen – und Bäume als aktive Mitgestalter*innen ernst nehmen. Das bedeutet, Gestalten nicht mehr als das Schaffen fertiger Objekte zu begreifen, sondern als prozessuale Auseinandersetzung mit Zeit, Wachstum, Transformation.

Aufgeteilt in drei thematische Kapitel – „Baum, Zeit und Mensch“, „Baum und Architektur“, „Baum als Architektur“ – entfaltet sich in der Ausstellung ein diskursiver Raum, der den Baum in seiner Vielschichtigkeit begreifbar macht. Historische Dimensionen werden ebenso sichtbar wie ästhetische, politische und ökologische. Ausgangspunkt ist dabei nicht selten die Widersprüchlichkeit des Themas: Die Funktion des Baums als CO₂-Speicher steht dem steigenden Verbrauch von Holz als Baustoff gegenüber. Seine regenerative Kraft trifft auf klimabedingte Fragilität. Architektur begegnet einem Organismus, der sich der vollständigen Kontrolle entzieht.

Vom Objekt zum Prozess: Neue Entwurfsperspektiven

Wie weit kann Architektur gehen, wenn sie sich an den Lebenszyklen lebendiger Systeme orientiert? Antworten liefern internationale Positionen – unter ihnen Carlo Ratti, Francis Hallé, White Arkitekter oder Frei Otto. Ihre Projekte bewegen sich zwischen experimentellem Städtebau, biologisch-technischer Hybridisierung und poetischer Reflexion.

Ein besonderes Augenmerk gilt dem Forschungsfeld der Baubotanik. An der Technischen Universität München wird seit 2017 erforscht, wie pflanzliches Wachstum gezielt gelenkt und mit nicht-lebenden Bauelementen verbunden werden kann. Das Resultat sind Strukturen, die sich selbst erhalten, transformieren und im Idealfall reparieren können. Eine baubotanische Skulptur aus 22 lebenden Hainbuchen vor der Pinakothek der Moderne macht das Prinzip visuell greifbar – ein wachsendes Gegenbild zur starren Architekturproduktion.

Architekturen in Bewegung: Bildungsräume neu denken

Auch Bildungsräume können von diesem Denken profitieren. Schulen als lebendige Systeme zu gestalten, bedeutet, sich auf das Zusammenspiel von gebautem Raum, zeitlicher Entwicklung und sozialen Prozessen einzulassen. Die Ausstellung macht deutlich: Architektur muss sich in Bewegung denken lassen, nicht als statisches Objekt, sondern als offener Rahmen, der wächst, sich verändert und Raum für Teilhabe schafft – räumlich wie symbolisch.

In Exkursionen, Podien, Workshops und einer Summer School wird das Thema vertieft. Die Besucher erwartet keine fertige Antwort, sondern ein Möglichkeitsraum. Denn die Zeit des Bauens auf Kosten der Natur ist vorbei. Nun geht es darum, mit ihr zu bauen.

Ausstellungstitel: Trees, Time, Architecture!

Laufzeit: 13. März bis 14. September 2025

Ort: Architekturmuseum der Technischen Universität München

Adresse: Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München

Weitere Infos: www.architekturmuseum.de

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